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(Herbst 2009): Kati Wilhelm

Kati WilhelmAm Montag startet das DSV-Team gen Muonio, zuvor nahm sich Kati Wilhelm noch einmal Zeit für ein Interview mit uns. Darin spricht die dreimalige Biathlon-Olympiasiegerin über Vancouver, ihre Vorbereitungen und ihre Karriere-Überlegungen.

Kati, wie lief Deine Vorbereitung bisher? Bist Du krankheitsfrei durchgekommen?
Ja, zum Glück lief in der Saison-Vorbereitung für mich alles gut. Ich hatte keine Ausfälle und konnte so trainieren, wie ich mir das vorgenommen habe.
 
Wie sah Dein Training genau aus? Gab es wieder Einheiten, die Du fernab der Nationalmannschaft absolviert hast?
Natürlich gab es die, wie in den letzten zwei Jahren auch. Ich wollte vor der Olympia-Saison dieses bewährte Konzept nicht ändern und habe mich dann natürlich auch wieder privat in Frankreich und Norwegen vorbereitet. Aber der Rest wurde gemeinsam mit dem Team absolviert. Manchmal ist sogar mein Trainer Odd Lirhus mit beim Training dabei gewesen, das hat mir wirklich viel geholfen.

Was kann Dir ein Odd Lirhus beim Training anderes vermitteln, als die Bundestrainer?
Zuerst einmal geht es um die Technik, die er mir wahnsinnig gut erklären kann. Er ist ein wirklich guter Lehrer und weiß auch wovon er redet. Alles, was er mit mir versuchen will, probiert er vorher selbst aus. So hat er mir in der Lauftechnik wirklich weitergeholfen und so unter anderem beigebracht, ökonomischer zu laufen. Ich bin wirklich froh, dass ich mich für die Zusammenarbeit mit ihm und Andi Stitzl entschieden habe.

Kati Wilhelm Für einen Laien erklärt: Absolviert man das Techniktraining nicht bereits im Jugendalter?
Das stimmt natürlich, dass es dort einen höheren Stellenwert hat, aber man lernt eben auch nicht aus. Die Stile ändern sich und man muss teilweise wirklich anders laufen. Doch das Techniktraining kommt auf den Lehrgängen mit der Mannschaft zu kurz. Sicher auch, weil man dazu kaum noch Zeit hat. Aber ich denke, dass ich quantitativ mittlerweile im Training nicht mehr viel drauf packen kann. Also achte ich lieber auf die Qualität.

Du warst eine der größten Verfechterinnen dafür, in die Oberhofer Skihalle zu fahren und nicht auf den Dachstein. Hat das Trainingslager das gehalten, was es versprochen hat?
Absolut! Ich wäre auch ohne das Team in die Halle gefahren, denn dieses Jahr hätte ich mir den Dachstein nicht angetan, das wäre eine zu hohe Belastung gewesen. Dass dann aber das ganze Team mit nach Oberhof gekommen ist, hat mich schon gefreut. Und ich habe gemerkt, dass es die richtige Entscheidung war. Ich konnte die ganze Zeit ohne Abhängigkeit von den äußeren Bedingungen auf höchstem Niveau trainieren.

Wie geht es nun für Dich weiter?
Ich fahre am 9. November mit der Mannschaft nach Muonio und werde mit ein paar anderen Teamkollegen auch gleich oben bleiben. Nochmal nach Hause zu fliegen, wäre mir zu viel Stress. Odd kommt vor dem Weltcup für drei Tage zu mir, um abschließend dem Training nochmal den letzten Schliff zu verpassen und dann sehen wir weiter…

Wie schaut es mit Deinen Zielen für die Olympischen Spiele aus. Das dürften für Dich die letzten sein, oder?
Natürlich plane ich mit einer Einzel- und einer Staffelmedaille. Denn es stimmt, das wird definitiv mein letztes Olympia sein. Ob es allerdings meine letzte Saison ist, weiß ich noch nicht.

Würde Dir eine solche Entscheidung leichter fallen, wenn Ruhpolding 2012 keine WM hätte?

Sagen wir es so: Die Entscheidung würde mir leichter fallen, wenn die WM ein Jahr früher wäre. Aber so ist es eben fast ein Jahr zu lang. Denn natürlich möchte ich gern Kinder und freu mich schon darauf, Mutter zu werden und ins Berufsleben einzutreten. Und eben aus diesen Gründen kann ich mit der Entscheidung auch nicht zu lange warten. Natürlich schwanke ich hin und her, aber andererseits möchte ich diese Entscheidung auch nicht von meinem Saisonverlauf oder den Ergebnissen abhängig machen. Was in meinem Kopf vorgeht, muss ich dann nach dem Winter analysieren. Und wenn ich ehrlich bin: Die WM 2011 in Khanty-Mansiysk ist kein ‚Schmankerl‘, das ich unbedingt mitnehmen muss.

Kati Wilhelm Du hast das Berufsleben erwähnt: Wie läuft es derzeit mit Deinem Studium?
Eigentlich wäre ich ja schon im Frühjahr fertig geworden, aber ich habe mir nun für den Olympia-Winter ein Urlaubssemester genommen, damit ich da ganz befreit herangehen kann.

Um zurück auf Vancouver zu kommen: Liegen Dir die Strecken in Whistler?
Das weiß ich derzeit noch nicht. Anscheinend wurde ja nochmal umgebaut, da wir die Strecken noch nicht so anspruchsvoll vorfanden, wie gewünscht. Von der Landschaft her gefällt es mir unglaublich gut, das ist Natur pur dort. Und die Wetterbedingungen dürften auch interessant werden, da es extrem wechselhaft ist.

Die
Landschaft von Whistler bietet auch etliche Alpin-Hänge. Wäre das was für Dich?

Um ehrlich zu sein, fährt da bei mir der Schiss bissel mit. Ich komm zwar den Berg runter, aber sicher nicht so, wie sich das einige Abfahrer vorstellen. Wenn ich meine Karriere mal beendet habe, werde ich sowas sicher eher ausprobieren, aber derzeit hab ich zuviel Angst, dass ich mich verletze und die Saison oder die Karriere vorbei ist.

Dann bleib vorerst lieber auf den schmalen Brettern, Kati. Vielen Dank für Deine Zeit!

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