Simon Eder

(Sommer 2009): Simon Eder

Simon Eder Einen Tag vor den österreichischen Biathlon-Meisterschaften kann Simon Eder ganz entspannt auf den bevorstehenden Einzelwettkampf schauen. Die Saison-Vorbereitung lief bis dato optimal, ohne Trainingsfälle und Krankheiten. Zudem brachte der Weltcup-Sieg beim abschließenden Saison-Stopp in Khanty-Mansiysk die Motivation und das nötige Selbstbewusstsein, relativ locker auf den bevorstehenden Winter zu blicken. Was sich für Simon verändert hat, warum er Antholz liebt und weshalb er überhaupt zum Schnellschütze wurde, erzählte uns der 26-jährige im Interview.

Simon, wie erging es Dir bisher diesen Sommer?
Wirklich gut im Vergleich zu anderen Jahren. Ich war bisher noch kein einziges Mal krank und konnte mich dadurch wirklich gut vorbereiten. Wobei ich nach dem Sieg in Khanty und nach der harten Saison wirklich erstmal Ruhe brauchte.

Hast Du im Urlaub abgeschalten oder daheim?
Nein, nach Russland bin ich wirklich mal zwei Wochen nichtstuend daheim geblieben. Der Urlaub in Kalabrien folgt dann in Kürze, aber damals im April wollt ich einfach mal nichts machen.

Anscheinend hattest Du ja zuvor noch gar nicht viel Zeit, Dein neues Heim zu genießen, stimmt das?
Ja, dafür hatte ich wirklich nur wenig Zeit. Ich bin im Februar umgezogen und mit meiner Freundin Kati in Saalfelden in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Zum Glück hat Kati das meiste erledigt, denn dafür hätte ich sicher keinen Nerv mehr gehabt (lacht). Und dann daheim auszuspannen war wirklich schön. Zumal das viele Hin- und Hergereise in der Saison wirklich geschlaucht hat.

Simon EderWärst Du also eher ein Verfechter einer weniger weitläufigen Weltcup-Tour?
Nicht unbedingt, aber es sollte mehr System drin sein und nicht von Ost nach West nach Ost und so weiter gehen. Wobei natürlich die Bedingungen für alle gleich waren und man sich daher nicht beschweren darf.

Der Trip nach Sibirien wiederum hat sich für Dich allemal gelohnt. Wird Khanty-Mansiysk Dein neuer Lieblings-Weltcuport?
Rein von dem Sieg her ist es natürlich ein toller Ort gewesen, aber mir persönlich taugt Antholz mehr. Einerseits habe ich in Südtirol meinen ersten JWM-Titel geholt, andererseits muss ich ehrlich zugeben: Das Essen ist nirgends so lecker wie in Antholz! Schon allein deswegen ist an den Ort schwer ranzukommen.

Um vorerst weg vom Winter zu kommen:  Hat sich die Biathlon-Gesamtsituation in Österreich im Vergleich zu den vorigen in diesem Sommer geändert?
Dank der Erfolge haben wir natürlich bessere Grundvoraussetzungen. Mir ist zwar jetzt kein riesen Werbedeal von irgendeinem meiner Teamkollegen bekannt, aber wir haben zumindest in einigen Punkten kleine Schritte vorwärts gemacht, auch was die Unterstützung von Sponsoren anbelangt. Zudem haben die österreichischen TV-Sender schon angekündigt, in Zukunft mehr Biathlon zeigen zu wollen.

Betreffs der Sponsoren: Kümmerst Du Dich selbst drum oder hast Du einen Manager?
Im österreichischen Biathlon ist „Manager" noch ein Fremdwort… Also zum Großteil kümmern wir uns schon selbst um unsere Unterstützung.

Du hast Deinen ersten Weltcupsieg im letzten Rennen der Saison feiern können. Du hattest also keine weiteren internationalen Vergleiche im Nachhinein. Setzt Dich das in Hinblick auf die nächste Saison unter Druck oder gehst Du nun lockerer an die Sache ran?
Ich denke, da gibt es verschiedene Perspektiven. Einerseits ist mir natürlich ein riesen Brocken vom Herzen gefallen, als ich im Ziel war und wusste, dass ich tatsächlich ein Siegläufer bin. Und der Druck kommt ohnehin. Den mache ich mir selbst, um mich auch weiter zu verbessern.

 Dank Deiner Erfolge wurdest Du nach Norwegen zum Blinkfestivalen eingeladen. Hat Dich das überrascht?
Auf jeden Fall! Da ich bei sowas noch nicht mitgemacht habe, war ich wirklich überrascht, als die Einladung kam. Und ich habe die drei Tage mit dem Sieg wirklich gut nutzen können.

Die Norweger haben Dich als „Lucky Luke" angekündigt. Findest Du das übertrieben oder kannst Du Dich damit identifizieren?
Vielleicht geht es ja gar nicht darum, ob ich mich damit identifizieren kann, aber die Fans können es. Wobei ich sagen muss, dass ich dieses Bild des fehlerfreien Schützen, das die Medien von mir haben, eigentlich gar nicht verstehen kann. Meine Trefferquote im letzten Jahr war nur bei 80%, aber da ich u.a. im letzten Rennen Null geschossen habe, scheint dieses Bild sich festgesetzt zu haben.

Simon EderSelbst wenn das Bild des fehlerfreien Schützen ungerechtfertigt ist: Ein schneller bist Du allemal!
Das stimmt, aber das war auch nicht immer so. Im Juniorenalter war ich noch recht langsam. Ein Bjoerndalen oder Poirée haben aber dann die Schießzeiten erheblich gedrückt. Am meisten gewandelt habe ich mich dann allerdings, als ich in der Juniorenzeit Michael Rösch im Wettkampf gesehen habe. Ich dachte mir: So viel Ze
it darfst Du einfach auf ihn am Schießstand nicht verlieren. Und irgendwann begann ich dann ebenfalls, einfach schnell zu schießen. 

Trotz der Erfolge derzeit. Gab es irgendwann einen Punkt, wo Du aufhören wolltest?
Mittlerweile muss ich sagen: Ja, zum Glück gab es den, denn er hat mich erheblich weitergebracht. Nach meiner Juniorenzeit bin ich quasi im Europacup dahinvegetiert und nur hinterhergelaufen. Ich war regelrecht ausgebrannt und wusste, mit meinem Körper stimmt was nicht. Aber mir war trotz allem klar: So ein Tief geht vorbei. Und es ist vorbeigegangen und ich bin froh, mich nicht gegen den Sport entschieden zu haben, denn vor allem die letzten drei Jahre hab ich an mir eine konstante Steigerung gesehen.

Was gibt es nun vor diesem Winter noch zu verbessern?
Vor allem will ich wieder meine Schießleistung auf vielleicht 90% steigern, statt nur 80%. Im Laufbereich dagegen tu ich mich immer schwer, noch besser zu werden, aber selbst da werden natürlich Prozente drauf gepackt im Training.

Wie schaut Dein Trainingsalltag derzeit aus?
Wir trainieren immer im Wechsel hier in Hochfilzen, in Obertilliach oder in der Ramsau. Trainingskurse im Ausland sind derzeit einfach zu teuer. Dann heißt es sieben Uhr früh aufstehen, um acht Training. Leider bin ich ja Langschläfer, daher passt mir das nicht so, aber zum Ausschlafen haben wir zum Glück noch immer einen freien Tag in der Woche. Dienstag und Donnerstag stehen meist Krafteinheiten auf dem Plan, sonst Grundlagenausdauer und nachmittags „Erholung" auf dem Rennrad…Bis zum Oktober werden wir insgesamt fünf Testwettkämpfe gemacht haben und wissen daher recht gut, wo wir stehen.

Noch ein letzter Blick in die nahe Zukunft: Was ist Dein Nahziel für den kommenden Winter?
Vor allem natürlich erstmal die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Allerdings nicht nur das allein, vielmehr wünsche ich mir, dass es nicht so nervenzehrend ist, wie letzten Winter. Da habe ich mit drei Fehlern im Sprint von Antholz schon gedacht, dass ich die WM-Qualifikation versaut habe und rase dann im Verfolger aufs Podest. Das  war zwar super, aber ich hoffe nicht, dass ich das im kommenden Winter wieder so spannend mache.

Dann wünschen wir Dir natürlich für den kommenden Winter schon zeitigere Erfolge. Danke für Deine Zeit, Simon.

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